Thurgauer Zeitung vom Mittwoch 3. Juni 2009
Leserbriefe
© Thurgauer Zeitung, Kopie aus Online Archiv 01.01.2010

Glatter, geschäftsschädigender Unsinn

«Wenn aus Rotbühl Roopel wird»,TZ vom 25. Mai

Der Zeitung mussten wir entnehmen, dass unser Restaurant Thurberg oberhalb Weinfeldens plötzlich nicht mehr auf dem «Thurberg», sondern neu auf dem «Tuurbärg» stehen soll. Wir haben in unserem GPS nachgeschaut und mussten feststellen, dass der Name tatsächlich geändert worden ist, und zwar nicht, wie im Artikel geschrieben wurde, auf «Tuurberg», sondern auf «Tuurbärg». Auch auf dem Katasterplan heisst es tatsächlich «Tuurbärg».

Über die Änderung des Namens sind wir nie orientiert worden, und wir konnten uns auch nie dazu äussern. Das Restaurant Thurberg ist seit 100 Jahren ein Gewerbebetrieb in Weinfelden mit demselben Namen. Jeder unserer Kunden, der die schöne Aussicht auf die Thur bewundert, weiss, dass Thurberg ein Berg über der Thur bedeutet. Schon 1741 wurde das Schloss Thurberg in dieser Schreibweise auf Karten festgehalten. Die klare Schreibweise – Thurberg wird so gesprochen, gelesen und geschrieben – zu ändern, ist lächerlich. Wir betrachten eine solche Änderung als geschäftsschädigend und verlangen, dass diese rückgängig gemacht wird.

Jrene Franz, Restaurant Thurberg, Weinfelden

 

Herr Nyffeneggers Lebenswerk und Hobby in Ehren, aber zur Schriftsprache der Wegweiser und Landeskarten sollte es nicht werden. Es geht doch seit eh und je bei Flurbezeichnungen darum, bestimmten Fixpunkten und Regionen einen Namen zu geben, der sie charakterisiert und von andern Geländeformationen unterscheidet. Wie sie von der lokalen Mundart ausgesprochen werden, ist doch völlig sekundär und darf nicht geistiges Allgemeingut vortäuschen. Im Gegenteil, jede Schriftsprache hat die mundartübergreifende Verständigung zum Ziel.

Wenn nun demnächst ein Wanderer am Fuss des Hörnlis auf einem Wegweiser «Roopel» liest, dann fragt er sich füglich, was das denn für ein Kauderwelsch sei. Er wird sich an einen Sprachwissenschaftler wenden, der ihm dann erklärt, dass darin die Wörter «rot» und «Bühl» enthalten sind. Das weise darauf hin, dass der so benannte Hügel (und in der Folge auch der Weiler in der Nähe) vielleicht wegen seines rotbraunen, eisenhaltigen Bodens so heisse.

Das hätte man mit der früheren Bezeichnung sich selber denken können. Sind also Sprachwissenschaftler dazu da, die Namen zu verklausulieren, damit man sie dann wieder fragen muss, was sie bedeuten? Das leider schon weit fortgeschrittene Vorhaben ist sprachpsychologisch ein glatter Unsinn, der Information verhindert statt erleichtert. Umso schlimmer, wenn dies angeblich von Bern verordnet worden ist. Es ist höchste Zeit, diesem schlechten Scherz durch politische Intervention einen Riegel zu schieben.

Peter Schmid, Frauenfeld