Thurgauer Zeitung vom Dienstag 14. Juli 2009
Leserbriefe
© Thurgauer Zeitung, Kopie aus Online Archiv 01.01.2010

Weitreichende finanzielle Auswirkungen

«Wenn die Ambulanz Rotbühl sucht»,TZ vom 8. Juli

Im Artikel, der hoffentlich viele Leser zum Nachdenken bewegt hat, wird ein weiterer wichtiger Faktor nicht berücksichtigt: Änderungen an Adressen (Strassen oder Ortsnamen) haben immer finanzielle Auswirkungen. Am meisten werden die betroffenen Firmen leiden, denn die ganzen Briefschaften und Firmenprospekte müssen neu erstellt werden. Für Vereine bedeutet jede automatisch gemeldete Adressänderung durch die Post einen verrechneten Aufwand von 2 Franken. Auf den ersten Blick ein bescheidener Betrag. Aber erweitern wir den Blickwinkel auf alle anderen, die ebenfalls die Adressen von Kunden aktualisieren müssen, zum Beispiel Firmen, Krankenkassen, Versandhäuser, Zeitschriften.

In dieser Art könnte die Aufzählung der Aufwände noch um einiges weitergeführt werden (Strassenkarten, Navigationsgeräte usw.). Diese Adressanpassungen der neuen Ortsnamen, die nach Gutdünken der Verantwortlichen eingeführt werden sollen, kosten die direkt und indirekt Betroffenen schlussendlich Millionen von Franken.

Fazit: Eine einzelne Adressänderung hat Auswirkung auf viele Betroffene. Alle haben einen Aufwand und zahlen viel wegen der Adressänderungen, die wirklich nur in wenigen Fällen gewollt oder nötig sind.

Wir leben in einer Demokratie. Deshalb sollten Entscheidungen über die Änderung von Ortsnamen (falls es so weit kommen sollte), die ja nebst dem Geld auch mit der Identifikation der Einwohner zu tun hat, an den einzelnen Gemeindeversammlungen der Betroffenen abgestimmt und nicht durch einen Kanton befohlen werden.

Urs Gassmann, Uesslingen

 

Vor Jahren schrieb ich eine Raumplanungs-Diplomarbeit über die Ortsplanungsrevision von Stehrenberg. Wenn ich heute auf die Landeskarte schaue, finde ich mich nicht mehr zurecht in der Gemeinde Bussnang: Steerebärg statt Stehrenberg, Tuurraa statt Thurrain oder Äppeste statt Eppenstein. Mit diesen Änderungen in der Schreibweise haben die verantwortlichen Behörden einen Wirrwarr von Schreibweisen geschaffen und den Bezug zu den Akten der Vergangenheit erschwert oder gar abgebrochen.

Ich wohne jetzt im Kanton Graubünden, und ich kenne hier viele Doppelbezeichnungen wie Chur/Coira oder Domat/Ems. Wäre dies auch eine Lösung für den Kanton Thurgau? Wärpel/Wertbühl, Äppeste/Eppenstein und Steerebärg/Stehrenberg? Im mehrsprachigen Kanton Graubünden machen Doppelbezeichnungen einen Sinn. Im Kanton Thurgau wären Doppelbezeichnungen ein Unsinn. Und wenn man nur eine einzige Schreibweise verwenden würde, wüsste man oft nicht, welcher Ort gemeint ist.

Wie lösen wir dieses sinnlose Durcheinander? Aus meiner Sicht besteht die einzige Möglichkeit für den Kanton Thurgau darin, für alle bewohnten Siedlungen wieder die früher geltenden Schreibweisen einzuführen.

Andreas Laimbacher, Chur