Gehirn-Jogging

Von Ida Sandl.

TZ-Redaktorin Ida Sandl weiss um die Vorzüge des Thurgaus als Touristenkanton. Damit antwortet sie auf Beni Frenkels Kolumne, der es nicht versteht, wie man Touristen Geld abknüpfen kann. Laut Sandl haben die Thurgauer nichts gegen Touristen. Denn: Hier steht der schönste Kornkreis der Schweiz und hier werden Gäste noch gefordert: Nirgends ist die Aufgabe, Ortschaften zu finden, so knifflig wie in «Mostindien».

Nicht als Sonnenstube, aber – dank den unterschiedlichen Schreibungen von Ortsnamen – als «Textstube» der Schweiz könnte man den Thurgau bezeichnen.

Nicht als Sonnenstube, aber – dank den unterschiedlichen Schreibungen von Ortsnamen – als «Textstube» der Schweiz könnte man den Thurgau bezeichnen.

  •  

Wir haben nichts gegen Touristen. Hätten wir uns sonst den schönen Kornkreis ausgedacht, den man auf dieser Seite bewundern kann? Auf dem Acker des bedauernswerten Bauern trampelt in den nächsten Tagen vermutlich die halbe Schweiz herum. Den Rest erledigt der Regen. Die Ernte kann er vergessen. Solche Opfer bringen wir Thurgauer, weil Schönheit nun mal verpflichtet.

Aber auch Touristen sind nur Menschen. Im Unterschied zu den Einheimischen haben sie nichts zu tun und langweilen sich deshalb schnell. Da kommt jemand leicht auf dumme Gedanken und das will keiner. Oder das Gehirn beginnt zu schrumpfen, weil es nicht gefordert wird. Auch damit ist niemandem gedient.

Einem Wanderer im Thurgau kann all das nicht passieren. Hier wird nämlich nicht einfach nur auf und ab und von da nach dort gelaufen und in die Gegend gestarrt. Bei uns warten knifflige Aufgaben auf die Wandervögel. Zuerst werden sich Mann und Frau vielleicht wundern, sie werden in ihre Karte stieren und sich fragen, wie zum Teufel sie in Burkhartshaus, Holzmannshaus oder Kreuzegg gelandet sind. Wo sie doch nach Boorgetshus wollten, nach Holpmishus oder Chrüüzegg. Sie werden sich ein bisschen streiten und sich gegenseitig vorwerfen, der andere wäre falsch abgebogen. Vielleicht werden manche denken, sie haben versehentlich die Grenze überquert und sind schon in Österreich, oder noch schlimmer in Deutschland.

Dann werden sie angestrengt nachdenken und irgendwann wird es ihnen dämmern, dass Woorebärg – wie es in der Karte heisst – und Wahrenberg – wie auf dem Wegweiser steht – ein und dasselbe sind. Das ist wie bei Vreni Schawalders Kreuzverquer. Wenn man schon fast aufgegeben hat, steht die Lösung vor einem. Manchmal werden die entnervten Wanderer auch auf Wegweiser mit verschiedenen Namen treffen, dann können sie sich aussuchen, ob sie nach Roopel oder Rotbühl, nach Äppeste oder Eppenstein wollen. Wenn sie richtig gewählt haben, dann dürfen sie in einem von unseren idyllischen Weihern oder Seen baden. Einfach so. Na ja vielleicht kostet es ein paar Franken, weil Touristen eben nicht von hier sind. Aber so schlimm ist das auch wieder nicht: Was nichts kostet, ist nichts wert, das weiss doch jedes Kind. (ThurgauerZeitung)

Erstellt: 18.07.2009, 08:44 Uhr


Meistgelesen in der Rubrik Thurgau

Die verschiedenen Seiten der TZ

Kolumnen & Kommentare

Am Wochenende in der Thurgauer Zeitung

  • <b>Schule bleibt Herzenssache:</b> Schule bleibt Herzenssache: Weniger Administration und disziplinarische Massnahmen, dafür mehr Zeit für die Erfüllung des Grundauftrags; das wünscht sich Schulpräsident Jürg Schenkel für die Lehrkräfte. Seite 22.
  • Die Schweiz lernt – auch Frauenfeld soll lernen: Frauenfeld soll erstmals am Lernfestival dabei sein. Koordinatorin Angela Ernst sucht noch Anbieter. Seite 20.

Die TZ am 15. Openair Frauenfeld

OSTBLOCK

Mostindia-Trendscout

Die schönsten Badis im Thurgau

TZ-Serie: Hinter Schloss und Riegel

Alles über das Kreuzlinger Prügel-Trio

Das Schweizer Tor zur Welt

Werbung

Feuerbrand im Thurgau

Der Swissair-Absturz in Dürrenäsch 1963

THURGAU IM NETZ

Werbung



© Thurgauer Zeitung