Thurgauer Zeitung, Online-Ausgabe Samstag 8. August 2009

Regierungsrat gegen Kurswechsel bei den Flurnamen

Obwohl der Bund die Mundartschreibweise für Orts- und Flurnamen nicht mehr vorsieht, hält die Thurgauer Regierung an der eingeschlagenen Umbenennung fest.
 Frauenfeld – Die umstrittene Umbenennung von Flur- und Siedlungsnamen im Thurgau wird unverändert fortgesetzt. 10 000 Orts- und Flurnamen seien bereits rechtskräftig festgesetzt, schreibt der Regierungsrat in einer gestern veröffentlichten Antwort auf eine Einfache Anfrage von Kantonsrat Thomas Merz-Abt (CVP, Weinfelden). In wenigen Gemeinden sind demnach noch 500 Namen zu bereinigen. Ein Kurswechsel beim Vorgehen sei nicht mehr zu rechtfertigen, schreibt der Regierungsrat. Allerdings will die Regierung bei den Siedlungsnamen «der breit geäusserten Kritik mehr Rechnung» tragen.
     Der Kanton hat im Zusammenhang mit der Bereinigung der Vermessungs- und Grundbuchpläne die Mundartschreibweise für Orts- und Siedlungsnamen eingeführt. Aus Holzmannhaus wurde etwa Holpmishus, aus Eckartshausen Eggertshuuse oder aus Wahrenberg Woorebärg. Dagegen regt sich nun später Widerstand. In den Leserbriefspalten der TZ stösst die Mundartschreibweise auf Unverständnis.
     Der Regierungsrat räumt in seiner Antwort erstmals ein, dass die neue Bundesverordnung über die geografischen Namen eine Anlehnung an die Schriftsprache vorsieht. Damit werde auf Bundesebene das Gegenteil dessen proklamiert, was bisher vorgegeben worden sei. Die neue Verordnung sehe aber vor, dass geografische Namen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden dürfen. Das gelte auch für die angepassten Namen. Für die Änderung von Ortstafeln oder Wegweisern gebe es keine Vorschrift, schreibt die Regierung. Allerdings drängten sich einzelne Anpassungen durch die Gemeinden auf, weil Weiler auf           Ortstafeln nicht einheitlich geschrieben seien.

Widerstand im Facebook
Der Widerstand gegen die neuen Flur- und Siedlungsnamen formiert sich inzwischen auch im Internet. Merz-Abt hat auf Facebook die Gruppe «Gegen die unsinnige Veränderung von Flurnamen» gegründet. Ziel sei es, die politischen Kräfte zu bündeln im Hinblick auf einen weiteren Vorstoss im Grossen Rat. Bis gestern hatte die Gruppe 38 Mitglieder, unter ihnen SVP-Präsident Walter Marty und FDP-Kantonsrat Peter Schütz.
CHRISTOF WIDMER