Thurgauer Zeitung vom 8. August 2009,
Leserbriefe.Fürs Lexikon, nicht für Karten.
Heidi Lengweiler, Märwil
«Schläpfer: Kein Zurück bei Flurnamen», TZ vom 30. Juli 2009.
Neue Mundart-Namen von Dörfern und Weilern: welch ein Blödsinn das Ganze. Heutzutage werden bereits die Häfeli-Schüler, pardon, die Vorstufen-Kinder auf Hochdeutsch getrimmt. Wir hatten schon befürchtet, in einem nächsten Schritt uns nur noch mit Spezialbewilligung in Mundart unterhalten zu dürfen. Man greift sich an den Kopf: schreiben wir den 1. April oder stehen wir bereits in der Fasnachtssaison? – Die laufende Aktion wird bestimmt ein todsicheres Sujet für die nächste. – In einer Anwandlung von Nostalgie wollen nun ein paar Herren in Sachen Mundart retten, was noch zu retten ist – in einer gewissen Sprache: Mit uralten Namen von Dörfern und Weilern mit denen sich heute kein Mensch mehr identifizieren kann. Dreht man doch das Rad um 200 Jahre zurück. Die Fleissarbeit von Eugen Nyffenegger könnte doch in ein Lexikon über alle Flur- und Weilernamen einfliessen. In unserer heutigen Landkarte, auf den Wegweisern, im Adress-, Telefon- und Schulbüchern haben sie nichts zu suchen.
Die «Thurgauer Zeitung» titelte: «Schläpfer – kein zurück bei Flurnamen». Das erinnert mich an ein geflügeltes Wort eines ancien régime: «L’état c’est moi!» Bei uns hatte diese Aussage zu keiner Zeit Bedeutung. Allfällige Machtgelüste müssen auch heute noch umgehend gebremst werden. Mit dieser laufenden Aktion werden Sie sich kein Denkmal setzen, Herr Regierungsrat Schläpfer: Sie machen uns damit zum Gespött der Nation und das Ganze wird wohl als Schildbürger-Streich in die Geschichte eingehen. Diese Affaire muss sofort gestoppt werden, nicht noch weiterer – nicht nur finanzieller – Schaden entsteht. Diesen müssten die Drahtzieher gemäss Verursacherprinzip selber bezahlen. Als Touristikförderung kann das Ganze wahrhaftig nicht in der Staatskasse abgebucht werden. Es braucht Mut, Grösse, Charakter, um eine Niederlage öffentlich einzugestehen. Herr Regierungsrat Kaspar Schläpfer, bitte enttäuschen Sie ihre Mitbürger diesbezüglich nicht.
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