Thurgauer Zeitung 11. August 2009. Flurnamen: Druck wird verstärkt.
Von Marc Haltiner.
Der Regierungsrat will an den Mundart-Flurnamen festhalten – sehr zum Missfallen vieler Parteien. Kantonsrat Thomas Merz-Abt pocht auf Änderungen. Und der SVP-Fraktionschef fordert gar einen Runden Tisch.
Frauenfeld – Noch immer hält die Kritik an den umgetauften Flur- und Siedlungsnamen an. Doch der Regierungsrat denkt nicht daran, die Umbenennung in Mundartbegriffe zu stoppen, wie er am Freitag in seiner Antwort klarstellte. 10 000 Namen seien schon geändert, da mache es keinen Sinn, bei den restlichen 500 Namen beim Hochdeutsch zu bleiben. Geändert würden die Namen ohnehin nur auf den Karten. Die Neubeschriftung von Ortsschildern und Wegweisern sei Sache der Gemeinden.
Zweiter Vorstoss in Prüfung
Genau da liege aber das Problem, sagt CVP-Kantonsrat Thomas Merz-Abt, der die Einfache Anfrage eingereicht
hat. Nach der regierungsrätlichen Antwort drohe ein Wirrwarr an unterschiedlichen Namen in den elektronischen Systemen, auf Karten und auf Schildern. Merz-Abt will nun abklären, wie hoch die Kosten wären, falls der Regierungsrat die Umbenennung komplett rückgängig machen würde. Und er will wissen, ob der Grosse Rat dies rechtlich erzwingen könnte.
Der Kantonsrat befürchtet, dass die Aktion noch teurer wird, falls ein Teil der Gemeinden nun auch noch Schilder und Tafeln auswechseln wird. Vielleicht könne wenigstens ein Teil der Flurnamen den alten Namen wiedererlangen. «Ich will, dass wir mit einem blauen Auge aus der verfahrenen Lage herauskommen.» Seine Facebook-Gruppe gegen neue Flurnamen umfasst bereits 100 Mitglieder.
Nicht glücklich mit der regierungsrätlichen Haltung ist auch SVP-Fraktionschef Stephan Tobler, der Gemeindeammann von Egnach. Ein leichtes Unterfangen werde es nicht sein, die neuen Flurnamen zu bereinigen. Dennoch sei der Unmut gross, und die Regierung müsse handeln. Tobler schlägt einen Runden Tisch zwischen Kanton und Gemeinden vor, um gemeinsam auszuloten, wo und wie Flurnamen wieder die hochdeutschen Bezeichnungen erhalten könnten. «Die Umbenennung war eine Übung am grünen Tisch und ohne viel Praxiserfahrung.» Die Antwort der Regierung sei zu selbstgerecht ausgefallen, findet auch SP-Präsident Peter Gubser.
Munz verteidigt Regierung
Auf mehr Verständnis stösst das Vorgehen des Kantons bei FDP-Fraktionschef Hans Munz. Jetzt stehe fest, dass nur noch 500 Flurnamen umbenannt werden müssten. Man könne darüber sprechen, ob das sinnvoll sei. Aber es sei eindeutig zu aufwendig, 10 000 verbindlich geänderte Namen umzustellen. Die betroffenen Gemeinden seien mit der Umbenennung einverstanden gewesen. «Die Gemeinden wehren sich zu spät.»
(ThurgauerZeitung)
Die Gemeinden wollen «retten, was zu retten ist»
Um den Druck auf den Regierungsrat aufrechtzuerhalten, will sich CVP-Kantonsrat Thomas Merz-Abt die Unterstützung der Gemeinden sichern. Er hat gute Chancen: An seiner kritischen Haltung habe sich auch nach der Stellungnahme des Regierungsrates nichts geändert, sagt Roland Kuttruff, der Präsident des Verbandes der Thurgauer Gemeinden (VTG). Die Gemeinden hätten die Brisanz der Umbenennung klar unterschätzt, räumt er ein. Die Aktion des Kantons sei aber grundsätzlich fragwürdig.
Noch rund 500 Flurnamen sind noch nicht rechtskräftig in Mundartbegriffe umgetauft worden. «Mindestens bei diesen 500 Namen müssen wir retten, was zu retten ist», sagt Kuttruff. Er schliesst aber auch eine Wiedereinführung aller hochdeutschen Flurnamen nicht aus, obwohl 10 000 Namen bereits rechtsgültig geändert wurden. Von der Regierung wünsche er sich mehr guten Willen, auf die Wünsche der Gemeinden einzugehen. Das weitere Vorgehen will der VTG-Vorstand am kommenden Donnerstag festlegen. (hal)
Flurnamen: Runder Tisch gefordert
FRAUENFELD - Auch nach der regierungsrätlichen Stellungnahme zu den
Thurgauer Flurnamen ebbt die Kritik nicht ab. Mehrere Parteienvertreter
kritisierten gestern die Haltung der Regierung, die neben den 10'000
bisherigen Namensänderungen weitere 500 Flurnamen auf Mundart umstellen
will. Zudem sei unklar, wie sich die Regierung mögliche Ausnahmen
vorstellt. Es werde schwierig sein, einen Kompromiss zu finden, räumt
SVP-Chef Stephan Tobler ein. Er fordert aber einen Runden Tisch zwischen
Kanton und Gemeinden, um Lösungen zu besprechen.
Nicht locker lassen will auch CVP-Kantonsrat
Thomas Merz-Abt, der von seiner Fraktion unterstützt wird. Er will
allenfalls mit einem verbindlicheren Vorstoss nachdoppeln. Eine
nachträgliche Rückkehr zu den hochdeutschen Flurnamen müsse möglich
sein, findet CVP-Fraktionschefin Carmen Haag. Verteidigt wird die
Regierung von FDP-Fraktionschef Hans Munz. Es sei viel zu aufwändig,
die 10'000 geänderten Namen erneut anzupassen. (hal)
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