Thurgauer Zeitung vom 25. August 2009.


«Mundart-Namen gefallen mir». 

Text: Marc Haltiner. Bild: Nana do Carmo.

SVP-Kantonsrat Hermann Lei verteidigt die Mundart-Flurnamen. Sie seien Ausdruck der gesprochenen Sprache. Gewisse Korrekturen seien aber nötig.

Sie sind ein strammer SVP-Politiker und oft regierungskritisch. Warum setzen Sie sich für die umstrittene Umbenennung der Flurnamen ein?
Hermann Lei: Ich habe Freude an den Mundart-Ausdrücken. Sie sind ein Kulturgut, das lebt und besteht und auch geschützt werden muss. Die Mundart-Namen gefallen mir. Sie müssen aber der gesprochenen Sprache entsprechen. Aber kann man diese teils sehr alten Mundart-Ausdrücke für Siedlungen der Bevölkerung aufzwingen? Erzwingen soll man diese Namen nicht. Die Bevölkerung muss die Mundart-Flurnamen kennen und benutzen wollen. Ich habe den Eindruck, dass dies bei den meisten der Namen der Fall ist. So, wie sie ausgesprochen werden, werden sie nun auch geschrieben. Die Fälle, die auf Widerstand stossen, müssen aber sicher nochmals angeschaut werden.

Was muss korrigiert werden?
Offenbar gibt es Mundart-Flurnamen, die nicht stimmen, und diese muss man korrigieren. Und man muss sicher die Namen nochmals überprüfen, bei denen geschriebene und gesprochene Mundart nicht übereinstimmen. Und dann gibt es richtige Begriffe, die aber von der Bevölkerung nicht akzeptiert werden, etwa das berühmte Roopel, hier soll man schauen, ob sie geändert werden sollen.

Was haben Sie gegen die altbekannten hochdeutschen Flurnamen?
Ich habe nichts gegen sie. Aber sie entsprechen nicht den Flurnamen, wie sie von den Menschen im Alltag mündlich verwendet werden. Warum soll man diese Ausdrücke in den Karten benutzen, wenn die Leute andere Mundart-Ausdrücke brauchen?

Hat Sie der starke Protest gegen die Mundart-Flurnamen überrascht?
Ich wurde wirklich überrascht. Die neue Wanderkarte kam vor acht Jahren heraus und beruht bereits auf den Mundart-Flurnamen. Ich hörte aber nie eine Kritik oder einen Protest gegen diese neue Schreibweise.

Haben Sie keine Angst, dass in der Arbeitsgruppe jetzt alle Mundart-Flurnamen gestrichen werden?
Es war sicher richtig, dass die problematischen Namen nochmals angeschaut werden. Ich glaube aber nicht, dass die Arbeitsgruppe alle geänderten Flurnamen rückgängig machen wird. Offensichtlich kann die Bevölkerung mit 95 Prozent der Mundart-Flurnamen gut leben. Die Karten sind geschrieben und verkauft. Ich bin für ein pragmatisches Vorgehen: Dort, wo die Anwohner unbedingt an den hochdeutschen Namen festhalten wollen, sollen diese auch wieder verwendet werden.

(ThurgauerZeitung)