Webseite der Gemeinde Märstetten.
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Der folgende Text, ohne Bilder, wurde kopiert am 6. 09. 2009Flurnamen-Theater: Licht ins Dunkel ...
Geschrieben von: Jürg Schumacher am 02. 09. 2009, zuletzt
aktualisiert am 04. 09. 2009.
Bild, das hier fehlt: Signaltafel Robühl, Generell 50.
In den Medien wird seit Wochen zum Thema "Mundart-Bezeichnungen" nur die halbe Wahrheit verbreitet. Im Zeitalter von Mundart-SMS staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Schauermärchen von per GPS fehlgeleiteten Ambulanzen und Feuerwehren machen die Runde.
Längst geht es nicht mehr darum, ob Mundart oder Schriftdeutsch sinnvoller ist, sondern es werden unfaire und falsche Schuldzuweisungen gemacht, um eigene Fehler zu verschleiern. Alle politischen Gemeinden waren rechtzeitig informiert und hätten bei Bedarf korrigierend eingreifen können.
Hier deshalb eine Stellungnahme von Jürg Schumacher als Gemeindeammann von Märstetten:
* Die sogenannten "Flurnamen" sind schon seit Jahrzehnten in allen Landeskarten 1:25'000 verzeichnet. Sie wurden vor etwa 30 Jahren mittels Befragungen von damals 80-90-jährigen Einwohnerinnen und Einwohnern festgestellt und sind seit anfangs der 70er-Jahre im Gebrauch, ohne dass es Probleme gegeben hätte.
* Bereits auf der LK 1:25'000, Blatt 1054 "Weinfelden", Ausgabe 1972 sind folgende Orts- und Weilerbezeichnungen angegeben:
Kartenausschnitt, der hier fehlt, mit der Legende
<"Engelschwilen", "Ufhüseren" (bei Dotnacht)>
Kartenausschnitt, der hier fehlt, mit der Legende
<oder "Büel", "Strussberg", "Neuhus" (bei Weinfelden). Kein Mensch hat sich darüber aufgeregt und Tausende von Soldaten fanden sich damit zurecht.>
* Auf der gleich alten LK 1:25'000, Blatt 1093 "Hörnli", Ausgabe 1972, heisst übrigens "Rotbühl" nicht so, wie es heute auf der Ortstafel steht, sondern "Rotbüel" (allerdings auch nicht "Roopel"). Gleich neben "Rotbüel" liegen Weiler und Höfe mit Bezeichnungen wie "Chrüzhof", "Mülegg" oder "Nesplen". Man wundert sich, dass damals die Rettungsfahrzeuge ihr Ziel gefunden haben.
* In den vergangenen Jahren wurden lediglich die bereits vor Jahrzehnten festgelegten Mundart-Flurnamen nochmals systematisch erfasst und nach und nach in halbtägigen Besprechungen mit Gemeindevertretern sowie nun heute 80-90 Jahre alten Einwohnern nochmals überprüft und allenfalls betreffend Lage (Parzelle) und Aussprache korrigiert. Jede politische Gemeinde konnte dazu Stellung nehmen. Wer dies verpasst hat, sollte heute nicht jammern!
* In Märstetten fand diese Besprechung im Beisein des Gemeindeammanns, des Dorfchronisten Eugen Alder sowie 3 weiteren, gut 80-jährigen Einwohnern statt:
Nur die neue Schreibweise des Gebiets "Dattenhueb", welches nun als Flurname "Tattehueb" heisst, gab zu Diskussionen Anlass. Die historische Erklärung dazu "Hügel des Tato" und insbesondere der praktische "Aussprachetest" (jeder Thurgauer sagt eben "i gang i Tattehueb" mit hartem "T" und nicht "i gang i Dattehueb") besänftigte die Gemüter. Im Übrigen bleibt die Weilerbezeichnung selbstverständlich "Dattenhub" und die Strasse heisst weiterhin "Dattenhubstrasse" - jede Ambulanz findet weiterhin ihr Ziel, auch mit Navigationssystem ... - von unserer Feuerwehr ganz zu schweigen!
Die Zusammenkunft dauerte von 13:30 Uhr bis etwa 17:00 Uhr. Mehrere Flurnamen wurden leicht verschoben, einige neu hinzugefügt (z.B. "alte Giesse" oder "Toktersgumpe") und einzelne sogar etwas verändert. Am Abend trennte man sich in der Überzeugung, mit allen Neuerungen gut leben zu können.
* In keinem einzigen, auf dem Markt verfügbaren GPS-Navigationsgerät sind Flurnamen gespeichert. Die Routenplanung basiert ausschliesslich auf Strassennamen (die unverändert bleiben) oder der Bezeichnung von Einrichtungen (Restaurants, Hotels, Parkhäuser, Sehenswürdigkeiten).
Ich z.B. wohne neu auf dem Gebiet "Tuuragger" (= Thuracker), welches früher weit im Osten von Märstetten lag, meine Adresse wird aber auch künftig "Weinfelderstrasse 5a" bleiben.
Ein wirkliches Problem dürfte vielmehr - oder gerade umgekehrt - darin zu suchen sein, dass vielleicht ein neuer - womöglich deutscher - Mitarbeiter auf der Notrufzentrale nicht wissen kann, dass ein Anrufer mit "z'Busslig brennt's" die Ortschaft "Bussnang" meint oder dass "Stäckborä" unter "Steckborn" gesucht werden muss. Diese Beispiele liessen sich beliebig fortsetzen und haben rein gar nichts mit den Mundart-Flurnamen zu tun.
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