22. Prof. Eduard Imhof, 1945 und
1948
Eine umfassende Darstellung des Lebenswerkes von Eduard Imhof befindet
sich in der "Virtual Library
Eduard Imhof".
Weitere Informationen über Eduard Imhof stehen auf der Webseite Wiki GISpunkt
HSR.

Prof. Eduard Imhof (1895-1986). Portrait aus dem Jahre 1969.
Quelle: Webseite "Eduard
Imhof - Kartograph und Künstler".
"Die Geschichte scheint sich zu wiederholen..."
"Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. 1947 entfachte sich ein
Streit zwischen dem Linguisten der Landestopographie und
Sprachwissenschaftern und Kartographen." Dies schreibt Angelo Garovi
(Obwaldner Staatsarchivar und Titularprofessor für deutsche
Sprachwissenschaft an der Universität Basel) am 24. Januar 2006 in der NZZ.
In der Spalte rechts zitiere ich einige Sätze aus zwei Publikationen
meines verehrten damaligen Lehrers Prof. Eduard Imhof. Sie sind heute
so aktuell wie vor 60 Jahren.
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Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Karten, von Prof. Ed.
Imhof.
Sonderabdruck aus der "Schweizerischen Zeitschrift für
Vermessungswesen und Kulturtechnik". Hefte Nr. 5, 6, 7, 8 und 9,
Jahrgang 1945
Seite 1. Kap. I. Mundartliche oder schriftsprachliche Schreibweise.
Seite 3. Kap. II. Fehlerberichtigungen und massgebende Quellen.
Seite 17. Kap. III. Rechtslage und behördliche Regelungen.
Seite 21 bis 31. Kap. IV. Einige Beiträge zu eidgenössischen
Nomenklatur-Grundsätzen.
Die beiden Links zu diesem Sonderabdruck:
(PDF, 1752KB) Kap. I
(PDF, 2313KB) Kap. II bis
IV
Zitate von Prof. Eduard Imhof:
"Es ist Vorrecht und Verpflichtung der amtlichen Pläne und Karten,
den verschiedenartigsten Bedürfnissen zu dienen. Dies verlangt von
ihnen eine möglichst leichte und allgemeinde Lesbarkeit und
Schreibbarkeit der Ortsnamen." (Seite 10)
"Wir können es also einrichten, wie wir wollen, das Nebeneinander von
Mundart und Schriftssprache wird immer bestehen bleiben, ebenso ihr
gelegentliches Vorkommen in ein- und demselben Wortbild (Ennetbühl,
Unterstrass, KleineScheidegg)." (Seite 11)
"Es spiegelt sich in unseren Plänen und Karten das sprachliche
Schicksal der Schweiz, das Nebeneinander von Mundart und
Schriftsprache. Sollen wir uns darüber graue Haare wachsen lassen, wo
wir doch dieses gleiche Nebeneinader in den Werken von Jeremias
Gotthelf so sehr bewundern? Sind nicht auch die Landkarten Bücher, und
sind nicht auch hier die eingestreuten Mundartnamen reizende Zitate der
Bauernsprache im schriftdeutschen Text?" (Seite 11)
"Messtechnische Kartenfehler lassen sich durch die heutigen
Neuaufnahmen ausmerzen. Mit den Namenfehlern aber ist die Sache leider
nicht so einfach. Im Gegensatz zum übrigen Karteninhalt ist die
Kartenbeschriftung nicht nur ein Ergebnis richtiger oder falscher
Aufnahmen, sondern darüber hinaus sehr oft Ursprung und Ursache eines
neuen Gebrauches. In diesem Sinne kommt der kartographischnen
Namenaufnahme eine grössere Verantwortung zu, als der Aufnahme aller
übrigen Kartenteile. Es muss ihr auch heute eine besondere Bedeutung
beigemessen werden; denn eine solche, den Volksgebrauch beeinflussende
Kraft wird auch den neu entstehenden Plänen und Karten innewohnen."
(Seite 14)
Eine Lösung ist nur dann brauchbar, "wenn sie allen Massstäben, allen
Gebietsdimensionen und auch den schon bestehenden festen
Schreibgebräuchen Rechnung trägt. Ein- und dieselbe Örtlichkeit muss in
allen amtlichen Plänen und Karten in übereinstimmender Form
angeschrieben werden." (Seite 30)
"Oberste Gesetze jeder Nomenklaturordnung sind die Anpassung an
allgemeine Gebräuche, auch an festsitzende schriftliche Gebräuche, und
eine möglichst allgemeine und leichte Verständlichkeit und Les- und
Schreibbarkeit." (Seite 30)
Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage, von Eduard Imhof.
In: Geographica Helvetica. Bern. Jg. 3, 1948. S. 107-109.
Link zu diesem Text: (PDF,
16KB)
Zitat des letzten Abschnittes in diesem Aufsatz von Eduard
Imhof
"Sprachliche Einheitlichkeit wird durch meine Vorschläge nicht
erreicht. Dieses Mangels bin ich mir bewusst. Jede Vermischung von
Mundarten und Schriftsprache muss dem sprachlich geschulten
Kartenbenützer unsympathisch sein. es wäre jedoch ein tragischer
Irrtum, zu glauben, sprachliche Einheitlichkeit sei in der Plan- und
Kartenbeschriftung der deutschen Schweiz überhaupt erreichbar. Eine
kompromissfreie Lösung wäre nur in einer mundartlichen Spezialkarte mit
phonetischen Lautzeichen möglich. Hoffen wir, dass auch eine solche
nicht allzu lange auf sich warten lässt."
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Zeichnung von Eduard Imhof während seiner Diplomarbeit am 27. August
1918: "Mein Bruder Walter als Messgehilfe auf dem Etzel".
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Eduard Imhof, ein liebenswürdiger und bescheidener Mensch.
Kurz vor seinem Tode schrieb Eduard Imhof den Text "Streiflichter" (PDF, 13'631 KB) mit
persönlichen Erinnerungen aus seinem Leben. So habe auch ich einige
Jahre später meinen verehrten Lehrer an der ETH erlebt: Er war nicht
nur ein Kartograf von internationalem Ruf, sondern auch ein
liebenswürdiger und bescheidener Mensch.
Quelle: Eduard Imhof: Streiflichter. Vermessung, Photogrammetrie,
Kulturtechnik. Sonderheft: 100 Jahre Abteilung für Kulturtechnik und
Vermessung an der ETH-Zürich. Jg. 1986, 9. S. 400-404, 8 Abb. ETH-BIB:
P 22 172, Sonderheft, 1986.
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