10.1 Beispiele gemäss Projekt 2005
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Nachstehend nenne ich einige Beispiele von veränderten Schreibweisen, wahllos herausgegriffen aus dem "Kommentierten Entwurfes Mai 2005". Wichtig scheint mir bei dieser Aufzählung nicht zu sein, ob die neue Schreibweise besser oder
schlechter wäre als die alte. Ich gehe auch nicht darauf ein, für welche Landesgegend die genannten Beispiele gelten. Ich will lediglich illustrieren, dass während Jahrzehnten bei der Verwendung von Lokalnamen (Flurnamen) zeit- und
kostenintensive Verwechslungen zu erwarten sind:
Bärg oder Berg statt einheitlich Berg
Bloosebärg statt Blosenberg
Chru(u)tbach statt Chrutbach
Fäld oder Feld statt einheitlich Feld
Iifang oder Yfang statt Ifang
Mu(u)racher statt Muracher
Mu(u)segg statt Musegg
Oobethölzli statt Obethölzli
Riifäld oder Ryfäld statt Rifeld
Roor statt Rohr
Rüti, Rüüti oder Rütti statt einheitlich Rüti
Schwygrueb oder Schwiigrueb statt Schwigrueb
Stoofel statt Stofel
Wäg oder Weg statt einheitlich Weg
Wi(i)bärg oder Wybärg statt Wiberg
Wiide oder Wyde statt Widen
Zeente statt Zehnten.
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10.2 Beispiele von veränderten Lokalnamen in den Kantonen Thurgau und Zürich
Auf dem 'GISpunkt HSR Wiki' finden Sie Änderungen der Schreibweise in verschiedenen Kantonen.
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Zwei Zitate:
"Gemäss Einschätzungen der SOGI (vgl. Stellungnahme SOGI Anhang 1 2.1) entsprach die Schreibweise der Lokalnamen auf dem Landeskartenblatt 1073 Wil 1:25 000, Ausgabe 1978, weitgehend dem
Standard Weisungen 1948. In der Ausgabe 2004 hat sich von rund 540 Lokalnamen die Schreibweise deren 290 (54%) geändert."
"Im Kanton Zürich hält man sich strikte an die Weisungen 1948. ... Soll nun für eine Harmonisierung mit der Zeit die Schreibweise der Lokalnamen im Kanton Zürich in mehr Mundart gemäss
Leitfaden Toponymie 2006 in etwa analog Kanton Thurgau erfolgen? Der Kanton Zürich lehnt den Leitfaden Toponymie ab und fordert die Beibehaltung der bewährten Weisungen 1948. Es darf nicht sein, dass
wegen Kantonen, welche sich nicht an den bewährten Standard 1948 gehalten haben, für die ganze deutschsprachige Schweiz ein neuer, von einer grossen Mehrheit der Benutzer nicht akzeptierter Standard definiert wird! "
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10.3 Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis
Kanton Thurgau. Ausgabe 2005
Bezugsquelle:
Büromaterial-, Lehrmittel- und Drucksachenzentrale des Kantons Thurgau, Fr. 20.-
> Shop Publikationen
> Allgemeine Publikationen Kanton
> Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis)
Vollständige Verzeichnisse:
Von der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau wurden am 24. 03. 2009 folgende Verzeichnisse (Ausgabe 2005) kopiert:
Daraus abgeleitet und vereinfacht wurden:
Setzen Sie sich persönlich ins Bild! Welches sind die Siedlungsnamen in der Sie interessierenden Gemeinde, die sich geändert haben?
a) Klicken Sie auf die Webseite giswiki.hsr.ch,
b) Es erscheint eine Tabelle aller Thurgauer Gemeinden. Ein Klick auf die gewünschte Gemeinde zeigt Ihnen die alte und die neue Schreibweise aller Siedlungsnamen, deren Schreibweise gemäss Ortschaften- und
Siedlungsverzeichnis 2005 geändert worden ist.
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Dieses Verzeichnis (Prospekt davon) enthält die Namen aller 1265 Siedlungen (Ortschaft, Weiler, Hof) im Kanton Thurgau. In den letzten Jahren wurde die Schreibweise von 68% aller
Siedlungsnamen verändert, sodass in der Ausgabe 2005 dieses Verzeichnisses für 1'265 Siedlungen 2'178 verschiedene Schreibweisen angegeben werden mussten!
In diesem Siedlungsverzeichnis werden für jede Siedlung angegeben:
- Bezirk
- Politische Gemeinde
- Primarschulgemeinde
- Oberstufengemeinde
- Volksschulgemeinde
- Evangelische Kirchgemeinde
- Katholische Kirchgemeinde
- Postleitzahl
- Polizeiposten
Wie haben wohl diese Institutionen das Problem der verschiedenen Schreibweisen gemeistert? Die kantonale Dienststelle für Statistik wählte für die Siedlungen die alte Schreibweise, denn sonst könnte man das Verzeichnis 2005
nicht mehr mit dem Verzeichnis 1983 vergleichen. In Klammern wurden neben jeder Siedlung die neuen, abweichenden Schreibweisen geschrieben.
Beispiele der 823 Siedlungen, bei denen in Klammern eine neue Schreibweise steht:
- Ammansegg (Amesegg), Gemeinde Fischingen
- Debrunnen (Teebrune), Gemeinde Herdern
- Rosenberg (Roosebärg), Gemeinde Müllheim
Beispiele der 43 Siedlungen, bei denen in Klammer zwei oder drei neue Schreibweisen stehen:
- Engelswilen (Ängelschwiile, Engelschwiile), Gemeinde Kemmental
- Herrenguet (Häreguet, Heereguet), Gemeinde Sirnach
- Sigensee (Sigesee, Sigeze, Zigeze), Gemeinde Münchwilen (TG)
Für 1'265 Siedlungen gibt es 2'178 verschiedene Schreibweisen! Dieses Beispiel zeigt mit aller Deutlichkeit, welche Verwirrung entsteht, wenn man die heutige Schreibweise von Lokalnamen (Flurnamen)
ändert.
Wieviele geänderte Siedlungsnamen gibt es in jeder Gemeinde? Dies zeigen die beiden folgenden Tabellen:
- Gemeinden geordnet nach Alphabet. PDF 179 KB
- Gemeinden geordnet nach Anzahl Änderungen. PDF 174 KB
Quelle: Webseite GISpunkt HSR, Zusammenspiel Orts- und Lokalnamen.
Am 21. Dezember 2012 hat die Dienststelle für Statistik Thurgau das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Thurgau neu herausgegeben, denn in der Zwischenzeit hat die Thurgauer Regierungt soweit als möglich alle extremmundartlichen Schreibweisen rückgängig gemacht: Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis des Kantons Thurgau 2012.
Weitere Informationen stehen im Kapitel 48 dieser Webseite, Presse 2012.
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Wirrwarr von Schreibweisen im Kanton Thurgau.
Die private Firma map.search.ch war ratlos und schrieb beide Schreibweisen: Mezikon und Mezike. Ein kleiner Schritt könnte dann nach dem Muster von "Biel/Bienne" zu "Mezikon/Mezike" führen, wie meine
Fotomontage auf der Abbildung oben zeigt! Wenn die zuständigen Instanzen diesem Wirrwarr von Schreibweisen nicht ein rasches Ende setzen, könnte man in der Gemeinde Münchwilen bald einmal sogar die folgende Bezeichnung finden:
"Sigensee/Sigesee/Sigeze/Zigeze"!
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In der erwähnten Analyse wurden die folgenden drei Schreibweisen aufgelistet:
- Private Firmen, z.B. Google Maps Schweiz oder Miplan AG in 4614 Hägendorf SO. Bund und Kantone sind natürlich nicht an die Schreibweisen privater Firmen
gebunden. Diese Schreibweisen werden hier nur deshalb zitiert, weil sie zeigen, welche Schreibweisen bis vor wenigen Jahren auch auf amtlichen Karten im Kanton Thurgau üblich waren.
- Landesvermessung, insbesondere Landeskarte.
Verantwortlich: Bundesamt für Landestopografie swisstopo.
Die Schreibweisen wurden vermutlich zwischen ca 1996 und 2004 geändert.
- Amtliche Vermessung, insbesondere Übersichts- und Grundbuchpläne.
Verantwortlich: Zuständige Instanzen im Kanton Thurgau. Die Oberleitung und Oberaufsicht liegt bei der Eidg. Vermessungsdirektion, einem Sektor des Bundesamtes für Landestopografie swissstopo.
Die Schreibweisen wurden vermutlich seit ca 2000 geändert.
" Die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut."
Persönliche Bemerkungen des Redaktors dieser Webseite vom 3. Januar 2009.
- Im Gebiet Münchwilen-Wängi wurde in den letzten Jahren für mehr als die Hälfte der Ortschaften die Schreibweise geändert. Gemäss Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis des
Kantons Thurgau werden für 1'265 Siedlungen sogar 2'178 verschiedene Schreibweisen angegeben!
- Dieser Wirrwarr von Schreibweisen im Kanton Thurgau muss bereinigt werden. Je länger die Behörden damit zuwarten, umso eindrücklicher werden die Proteste der betroffenen Bevölkerung sein.
- Dieser Wirrwarr von Schreibweisen widerspricht der Verordnung über die geografischen Namen (GeoNV) vom 21. Mai 2008 (510.625). Diese enthält nämlich im Artikel 4 die
folgenden Grundsätze.
1 Geografische Namen sind einfach schreib- und lesbar und werden allgemein akzeptiert.
2 Sie werden, soweit möglich und sinnvoll, in Anlehnung an die Standardsprache (Schriftsprache) der Sprachregion formuliert.
3 Geografische Namen und ihre Schreibweise dürfen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden.
- War es denn vor dem Erlass dieser Verordnung in der Schweiz üblich, die Schreibweisen von Lokalnamen immer wieder zu ändern? Ein Blick auf die Situation in anderen Kantonen zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Dafür sorgten
seit Jahrzehnten das Bundesamt für Landestopografie swisstopo (Landeskarten) und die Eidg. Vermessungsdirektion als Oberleitung und Oberaufsicht über die Amtlichen Vermessungen in den Kantonen. Im Jahre 1999 wurden diese beiden
Ämter durch einen Departementswechsel enger miteinander verbunden:1999 wurde die Eidg. Vermessungsdirektion vom EJPD (Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement) als neuer Sektor dem Bundesamt für Landestopografie
swisstopo im VBS (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) angegliedert. Darum lautet der Titel dieses Abschnittes "Die linke Hand weiss nicht, was die rechte tut."
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