46. Presse 2010 |
Siehe auch die Kapitel Presse 2006 2007 2008 2009 2010 2011 |
Thurgauer Zeitung |
Umstrittene Flurnamen: Der Bericht liegt vor. Thurgauer Zeitung vom 26. März 2010. Von Marc Haltiner. Auf Anfrage erklärt Regierungsrat Schläpfer, dass er in den nächsten Tagen den Bericht der Arbeitsgruppe erhalten werde. Dann werde er Resultate und Empfehlungen genau studieren und mit dem Regierungsrat besprechen. Vollständiger Text PDF 333 KB. Die erwähnte Arbeitsgruppe wurde vom Regierungsrat am 13. August 2009 eingesetzt. Der Inhalt des Berichtes vom 23. März 2010 steht seit Juni 2010 im Kapitel "45. Parlamentarische Opposition im Kanton Thurgau". |
Thurgauer Zeitung |
Wird aus Roopel wieder Rotbühl? Thurgauer Zeitung vom 17. April 2010. Von Christof Widmer. Frauenfeld - Noch liegen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu den umstrittenen Siedlungs- und Flurnamen unter Verschluss. Der Bericht geht an den zuständigen Regierungsrat Kaspar Schläpfer, der die Resultate zunächst studieren will. Anhaltspunkte, in welche Richtung der Bericht geht, gibt es aber. "Bereits sind Lösungsansätze erkennbar, wie aus Roopel wieder Rotbühl werden kann", schreibt Arbeitsgruppenmitglied Roland Kuttruff im Jahresbericht des Verbands Thurgauer Gemeinden, den er präsidiert. Man werde wieder wissen, wo was ist. Nähere Angaben wollte Kuttruff auf Anfrage aber nicht machen. Immerhin deuten seine Ausführungen im VTG-Jahresbericht an, dass umstrittene Neubenennungen von Siedlungen rückgängig gemacht werden könnten. In den letzten Jahrzehnten waren alle Siedlungs- und Flurnamen neu erfasst und in einer extrem mundartnahen Schreibweise festgehalten worden. Entsprechende Berichte der "Thurgauer Zeitung" lösten eine breite Welle der Kritik an diesem Vorgehen aus, worauf die kantonale Arbeitsgruppe eingesetzt wurde. Identischer Originaltext des Artikels in der Thurgauer Zeitung PDF 14 KB. Der Schildbürgerstreich ist gelungen. Kommentar des Redaktors dieser Webseite vom 22. April 2010. Auf der vorliegenden Webseite habe ich in meinen Kommentaren vom 3. und 18. September 2009 das Zeitprogramm für die Arbeitsgruppe kritisiert. Leider ist nun eingetroffen, was ich befürchtet hatte: Wenn im Laufe des Jahres 2010 die Arbeitsgruppe und die Regierung bekannt geben, bei welchen Lokalnamen wieder die früheren Schreibweisen eingeführt werden sollen, liegen in Buchhandlungen und Kiosken bereits die Neuausgaben 2010 der Landeskarte 1:25'000 mit unveränderten Schreibweisen. Die Beschlüsse der Regierung werden nämlich erst in den Neuausgaben 2016 berücksichtigt. Der Schildbürgerstreich ist leider Tatsache geworden! Für 9 von 12 Blättern der Landeskarte 25'000, welche den Kanton Thurgau betreffen, sind bereits im laufenden Jahr 2010 die Neuausgaben erschienen. Diese sind verzeichnet im Kapitel "Nachgeführte Karten" auf der Webseite von swisstopo für die Monate Januar 2010 Februar 2010 und so weiter. |
Tages Anzeiger ![]() Richtige Schreibweise: "Pfannenstiel". ![]() Falsche Schreibweise: "Pfannenstil". Diese Tafel wurde vermutlich während der Siebziger Jahre durch die kantonale Verwaltung aufgestellt, als kurzfristig auf der Landeskarte "Pfannenstil" geschrieben wurde. |
Pfannenstiel oder Pfannenstil? Tages Anzeiger vom 5. Mai 2010. Text: Martina Gyger, Fotos: Michael Trost.
|
Thurgauer Zeitung |
Thurgauer Zeitung vom 28. Mai 2010. Flurnamen dürften korrigiert werden. FRAUENFELD - Für Leserinnen und Leser der TZ war der Fall klar. Sie forderten nach einer Leserumfrage im letzten Jahr mit eindrücklicher Mehrheit, dass der Kanton die neuen Mundart-Flurnamen wieder ändern müsse. Heute Freitag will Regierungsrat Kaspar Schläpfer mitteilen, ob und wie er die Empfehlungen der kantonalen Arbeitsgruppe umsetzen wird. Dass ein Teil der Flurnamen wieder ins Hochdeutsche zurückkorrigiert wird, ist wahrscheinlich. Nach Roland Kuttruff, dem Präsidenten des Gemeindeverbandes, deutet dies nun auch CVP-Kantonsrat Thomas Merz-Abt an. Er will den Bericht nicht kommentieren. Er habe die Zusammenarbeit aber als konstruktiv und die Leiteng der Arbeitsgruppe als gut empfunden. Er sei zuversichtlich, dass der Entscheid der Regierung für das weitere Vorgehen auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung stossen werde. (hal) (Transkription) |
![]() Roland Kuttruff, Präsident des VTG (Verband Thurgauer Gemeinden), Regierungsrat Kaspar Schläpfer und Andreas Keller, Generalsekretär DIV (Departement für Inneres und Volkswirtschaft) und Präsident der Arbeitsgruppe, präsentierten vor den Medien die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau. |
28. Mai 2010. Mitteilung des Departementes für Inneres und Volkswirtschaft: Aus "Roopel" soll wieder "Rotbühl" werden. Der vollständige Text dieser Mitteilung steht im Kapitel "45. Parlamentarische Opposition im Kanton Thurgau". |
![]() Regierungsrat Kaspar Schläpfer. |
28. Mai 2010, 12.03 Uhr. Regierungsrat Kaspar Schläpfer, Regionaljournal Ostschweiz von Radio DRS. Regierungsrat Kaspar Schläpfer: "Ich stellte eine grosse Unzufriedenheit in der Bevölkerung fest, wenn die Ortsnamen in einer extremen Mundartschreibweise eingesetzt werden. Die Regierung will aber eine zufriedene Bevölkerung." Klicken Sie hier, um das ganze Interview zu hören. Bemerkung des Redaktors dieser Webseite vom 30. Mai 2010: Bei der Beantwortung der Einfachen Anfrage von Kantonsrat Prof. Dr. Thomas Merz äusserte sich Regierungsrat Kaspar Schläpfer noch am 3. August 2009 sehr zurückhaltend: "Ein Kurswechsel im jetzigen Zeitpunkt wäre nicht zu rechtfertigen." Es scheint, dass er nun diesen Kurswechsel leider weniger aus eigener Überzeugung vornimmt, sondern vor allem wegen der Unzufriedenheit in der Bevölkerung. |
Thurgauer Zeitung ![]() |
Streit um Ortsnamen im Thurgau entschieden Thurgauer Zeitung vom 29. Mai 2010. Von Christof Widmer. Der Regierungsrat macht eine Kehrtwende im Streit um die Orts- und Flurnamen: Hunderte von Lokalnamen werden in den nächsten Monaten überprüft. Die offizielle, aber ungeliebte mundartnahe Schreibweise wird rückgängig gemacht. FRAUENFELD - Die Kontroverse um die Lokalnamen im Thurgau hat eine neue Wende genommen. 1200 Siedlungsnamen und um die 100 wichtige Flurnamen werden überprüft. Dies teilte Regierungsrat Kaspar Schläpfer gestern vor den Medien mit. Nach bisheriger Praxis waren die Lokalnamen im Thurgau in einer lautnahen Mundartschreibweise erfasst worden. Dieser Prozess wurde letzten Sommer kurz vor seinem Abschluss gestoppt. Zu gross war das Unverständnis über nicht mehr verständliche Namen wie Hääwiile (Höhwilen) oder Holpmishus (Holzmannhaus) geworden. Eine kantonale Arbeitsgruppe hat in der Zwischenzeit Empfehlungen ausgearbeitet, denen der Regierungsrat uneingeschränkt gefolgt ist. Thurberg statt Tuurbärg. Demnach müssen die Namen aller Siedlungen, Weiler und Ausflugspunkte in der traditionellen, das heisst an die Schriftsprache angelehnte Weise, geschrieben werden. Der Thurberg wird auf Vermessungsplänen und Landkarten also nicht mehr als Tuurhärg verzeichnet sein und der Nollen nicht mehr als Nole. Auch der Weiler Roopel. der zum Synonym des Lokalnamenstreits geworden ist, wird wieder Rotbühl heissen dürfen. Umsetzen wird die Neubenennung eine neue Arbeitsgruppe mit Vertretern des Kantons und der Gemeinden. Sie wird alle 1200 Ortsnamen überprüfen. Als Grundlage dient das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis von 2005. Dort sind jeweils beide Schreibweisen aufgeführt. Gelten soll neu der schriftsprachliche Name. Zudem wird eine Liste mit 20 bis 100 wichtigen Flurnamen erstellt. Bis Herbst sollen die neuen Namen den Gemeinden zur Konsultation unterbreitet werden. Die definitive Änderung soll bis Sommer 2011 erfolgen. Da das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis ohnehin überarbeitet werden muss, dürften die Arbeiten zu keinen Mehrkosten führen. Die 18'000 Flurnamen von rein lokaler Bedeutung - etwa von Äckern - werden ihre mundartnahe Schreibweise dagegen behalten. Auf Antrag soll aber auch hier in Einzelfällen eine Umbenennung geprüft werden können. (wid) (Transkription) |
Thurgauer Zeitung ![]() ![]() Wollen über die Flurnamen-Bücher: Regierungsrat Kaspar Schläpfer (m.), Kantonsrat Roland Kuttruff (l.) und Andreas Keller, der Leiter der kantonalen Arbeitsgruppe. |
Kehrtwende bei den Lokalnamen Thurgauer Zeitung vom 29. Mai 2010. Text: Christof Widmer. Bild: Donato Caspari Im Thurgau wurden Orts- und Flurnamen besonders mundartgetreu festgelegt. Eine Untersuchung zeigt nun, dass damit Bundesvorschriften verletzt wurden. FRAUENFELD - Die für die Festlegung von Lokalnamen zuständige Nomenklaturkommission hat in den letzten 30 Jahren fast ganze Arbeit geleistet: Nur in Amriswil, Diessenhofen, Egnach, Gachnang und einem Teil von Salenstein sind 1'400 Orts- und Flurnamen noch nicht erhoben. Die über 17'700 Namen in den anderen Gemeinden sind bereits festgelegt - in einer Weise, die von der Bevölkerung kaum getragen wird. Die Kommission hielt sich zwar an die Vorgabe des Bundes, die Namen mundartnah zu erfassen. Sie bildete dabei aber auch Dehnungen und Färbungen ab, was Schreibweisen hervorbrachte wie Hooraa (Hohrein) oder Woorebärg (Wahrenberg). Damit sei die Nomenklaturkommission zu weit gegangen, sagte gestern Andreas Keller, Generalsekretär des zuständigen Departements für Inneres und Volkswirtschaft. Er leitete die Arbeitsgruppe, die einen Weg aus dem Lokalnamenstreit zu suchen hatte, nachdem Regierungsrat Kaspar Schläpfer im August 2009 die Nomenklaturkommisson wegen der immer grösseren Kritik gestoppt hatte. Verstoss gegen Vorgaben. In fünf Punkten übt der Bericht von Kellers Arbeitsgruppe Kritik an der Nomenklaturkommission:
Keller sparte aber auch nicht mit Kritik am Bund: Während 60 Jahren seien die Weisungen von 1948 zur Schreibweise geografischer Namen nicht aktualisiert worden. In den Kantonen seien sie unterschiedlich ausgelegt worden. "Der Bund nahm die Führungsrolle nicht wahr", bemängelte Keller. Das hänge damit zusammen, dass auch beim Bund Uneinigkeit herrschte. 2004 sei die Thurgauer Praxis als vorbildlich bezeichnet worden, ab 2008 sei dann die Schriftsprache favorisiert worden. Am 20. Januar 2010 hat der Bund klare Empfehlungen erlassen: Schriftsprache gilt für Gemeinden (schon bisher), Ortschaften, Weiler und bedeutende Flurnamen. Mundartnahe Bezeichnungen gelten für alle anderen Flurnamen (im Thurgau 18'000). Zu den selben Empfehlungen ist unabhängig die Arbeitsgruppe Keller gekommen. Deshalb werden nun 1200 Siedlungsnamen und 20 bis 100 bedeutende Flurnamen überprüft. Wie viele Namen umbenannt werden, ist nicht klar, da ein Teil der Siedlungsnamen hochdeutsch geblieben ist. Es dürften aber mehrere Hundert sein. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Gemeinden auf den Geschmack kommen könnten und noch weitere Flurnamen ändern wollen. Entmachtet wird die Nomenklaturkommission, die sich bisher aus einem Sprachwissenschaftler, dem Kantonsgeometer und einem lokalen Gewährsmann zusammensetzte. Sie hat noch beratende Funktion. (Transkription) |
Thurgauer Zeitung ![]() ![]() Christof Widmer. Er schreibt am Schluss seines nebenstehenden Textes: "Den schwelenden Unmut in der Bevölkerung aufzunehmen und zu kanalisieren - das schafft nur eine Redaktion, die im Thurgau verwurzelt ist." Und der Redaktor dieser Webseite ergänzt: Christof Widmer hat mit seiner Sachkenntnis, seinem journalistischen Können und seiner Beharrlichkeit einen ausschlaggebenden Beitrag geleistet zur "Kehrtwende bei den Lokalnamen". |
Thurgauer Zeitung vom 29. Mai 2010. KOMMENTAR VON CHRISTOF WIDMER. Gerettet, was noch zu retten ist. Die Welle der Empörung vom letzten Sommer über die neuen mundartnahen Orts- und Flurnamen im Thurgau zeigt Wirkung: Die Regierung verordnet eine Kehrtwende, zumindest bei den Namen von Siedlungen und von wichtigen Ausflugszielen. Die Schreibweise von 1300 Lokalnamen wird überprüft. Mehr noch: Diese Namen müssen in den amtlichen Plänen und aufKarten künftig in der gewohnten schriftsprachlichen Schreibweise festgehalten werden. Die Kritik an der bisherigen Praxis der Namenfestlegung ist nun auch amtlich bestätigt: Über drei Jahrzehnte lang hat die bisher zuständige Nomenklaturkommission in diversen Punkten Bundesvorgaben verletzt. Erst so konnte es zu Namensmonstern wie Tuurraa (Thurrein) oder Gaasshüüsere (Geisshäusern) kommen. Die Korrektur kommt spät, doch sie verhindert Schlimmeres - etwa dass Strassentafeln angepasst werden. Ein Wermutstropfen ist, dass nur die bedeutenderen Lokalnamen ihre gewohnte Schreibweise zurückbekommen. Es wird nur gerettet, was mit vernünftigem Aufwand zu retten ist. Auch noch die 18000 Flurnamen von geringerer Bedeutung zurückzuändern, hätte den Rahmen der Verhältnismässigkeit gesprengt. Sie werden den Alltag der Menschen kaum betreffen. Wo das doch der Fall ist, etwa bei der Benennung einer Neuüberbauung, wird es an den Gemeinden liegen, eine gute Lösung zu finden. Die "Thurgauer Zeitung" und ihre Leser dürfen mit Stolz für sich beanspruchen, Auslöser der Kehrtwende gewesen zu sein. Ein Artikel über die extremmundartlichen Lokalnamen löste vor einem Jahr erst die Kritikwelle ans. Die folgenden Berichte, Leitartikel und Leserbriefe trugen dazu bei, dass Politik und Verwaltung umzudenken begannen. Den schwelenden Unmut in der Bevölkerung aufzunehmen und zu kanalisieren - das schafft nur eine Redaktion, die im Thurgau verwurzelt ist. c.widmer@thurgauerzeitung.ch (Transkription) |
Thurgauer Zeitung ![]() |
NACHGEFRAGT Thurgauer Zeitung vom 29. Mai 2010. Kaspar Schläpfer, Regierungsrat. "Überall hiess es, dass der Kanton zu weit gegangen ist." Sie haben eine totale Kehrtwende bei den Lokalnamen vorgenommen. Was hat seit letztem Sommer zum Meinungsumschwung geführt? Es ist keine totale Kehrtwende. Es ist eine Kehrtwende nur in Bezug auf die Ortsnamen und etwa 100 Flurnamen von überregionaler Bedeutung. Die übrigen Flurnamen bleiben. Zum Meinungsumschwung hat geführt, dass die Bevölkerung mit der extremen Mundartbezeichnung offensichtlich nicht einverstanden ist. Das haben die vielen Leserbriefe, aber auch unzählige Reaktionen aus meinem persönlichen Umfeld gezeigt. Überall hiess es, der Kanton sei zu weit gegangen. Die nun auch von Ihnen geteilte Kritik an der Praxis bei der Festlegung von Lokalnamen ist aber deutlich: Die bisher zuständige Nomenklaturkommission habe mit der lautnahen Mundartschreibweise gegen die Weisungen des Bundes verstossen. Die Nomenklaturkommission hat grossartige Arbeit geleistet, indem sie die Namen registriert und somit wertvolles Kulturgut bewahrt hat. Sie war sich aber wohl zu wenig bewusst, was für Auswirkungen ihre Arbeit über die amtliche Vermessung hinaus auf den Alltag hat. Wieso konnte die Nomenklaturkommission 30 Jahre so arbeiten? Wieso kommt die Korrektur erst jetzt? Ich führe den späten Widerstand auf zwei Ursachen zurück: Immer mehr Mundartbezeichnungen sind in den letzten Jahren in die Landeskarten übernommen worden und wurden so erst wahrgenommen. Zum Zweiten benutzen mehr und mehr Leute ein GPS-System, um sich zu orientieren. Wegen der unterschiedlichen Schreibweisen haben sie Orte zum Teil nicht mehr gefunden. Hätte es GPS vor 20 Jahren schon gegeben, wäre der Widerstand früher gekommen. Können mit dem beschlossenen Vorgehen die Wogen geglättet werdet? Ja. lch hoffe, dass mit der geplanten Umsetzung die Bevölkerung des Kantons Thurgau wieder zufrieden ist mit ihren Ortsnamen. INTERVIEW: CHRISTOF WIDMER (Transkription) |
Thurgauer Zeitung ![]() |
Die Landeskarten werden nicht geändert. Thurgauer Zeitung vom 29. Mai 2010. Von Marc Haltiner. Auf den Landeskarten werden die Thurgauer Orts- und Flurnamen vorerst nicht auf Hochdeutsch umgestellt. Dieser Zug sei abgefahren. WEINFELDEN/BERN - Im Streit um Flur- und Ortsnamen herrschte Zeitdruck. Denn es stand bereits Mitte 2009 fest, dass die neuen Ausgaben der Landeskarte mit dem Thurgau 2010 erscheinen werden. "Wir wussten, dass die Zeit knapp wird, um auch die Landeskarten zu ändern", sagt CVP-Kantonsrat Thomas Merz-Abt, der in der Arbeitsgruppe des Kantons mitwirkte. Ihm sei es aber primär um die Grundsätze gegangen. Karten schon gedruckt. Martin Roggli von Swisstopo, dem Bundesamt für Landestopografie, macht denn auch die Hoffnungen zunichte, dass die Rückkehr des Thurgaus zu den alten hochdeutschen Flur- und Ortsnamen noch in der Landeskarte berücksichtigt werden kann. Die meisten der elf Blätter der Karte im Massstab 1:25'000 seien bereits gedruckt. Die weiteren würden ebenfalls noch 2010 publiziert. Erst wieder 2016. Die Karten im grösseren Massstab 1:50'000 bringt Swisstopo dagegen erst 2011 neu heraus. Doch auch für diese Ausgabe schliesst Roggli Änderungen aus. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir neue Namen noch übernehmen können." Zudem mache es Sinn, dass die Karten in unterschiedlichem Massstab gleiche Begriffe verwenden. Die Namen übernimmt Swisstopo vom Thurgauer Amt für Geoinformation. Die nächste Ausgabe der Karten erscheint erst wieder im Jahr 2016. Zufrieden mit dem Kompromiss der Arbeitsgruppe zeigt sich Merz-Abt, der den Bericht mit seinem Vorstoss mitauslöste. "Wichtig ist, dass alle Namen geändert werden, mit denen die Bevölkerung direkt in Berührung kommt." Dazu gehörten nicht nur die Orts-, sondern auch die Flurnamen exponierter Punkte. Diese mehreren Hundert Namen könnten mit vertretbarem Aufwand und innert nützlicher Frist wieder ins Hochdeutsche umgewandelt werden. MARC HALTINER (Transkription) Kommentar des Redaktors dieser Webseite vom 31. Mai 2010. Die Unsicherheit um die Schreibweise der Lokalnamen im Kanton Thurgau hat bis heute wohl grosse volkswirtschaftliche Unkosten mit sich gebracht. Zwar ist der Turnus der Neuausgaben der Landeskarten seit langem bekannt, doch wird es leider bis zum Jahre 2016 dauern, bis die demnächst revidierten Schreibweisen der Lokalnamen auch in den Landeskarten verwendet werden. Der Wirrwarr bezüglich Schreibweise der Lokalnamen und die damit verbunden volkswirtschaftlichen Unkosten im Kanton Thurgau werden darum noch während Jahren andauern. |
Südkurier ![]() ![]() |
Alles klar in Wösterfäld. Südkurier, Region, Kreis Konstanz, online, vom 2. August 2010. Von Martin Ebner. Alles klar in Wösterfäld. Im Thurgau werden viele Orts- und Flurnamen wieder von Dialekt auf Schriftdeutsch umgestellt. Selbst große Staatsaktionen können an einem kleinen Hügel scheitern: Die Thurgauer Kantonsregierung fand, eine Ansiedlung im Hinterthurgau müsse Roopel heißen. Einheimische Rentner aber stellten sich neben ihr altes Ortsschild und erklärten, sie hätten zeitlebens niemals in Roopel gewohnt, sondern immer nur in Rotbühl, und das solle auch so bleiben. Eine Bauersfrau kramte eine Milchrechnung von 1879 hervor, auf der stand - nun ja, Rotbühl. Internetblogs machten Roopel zum Inbegriff des Thurgauer Ortsnamendesasters. Nun werden Hunderte Bezeichnungen wieder geändert. Radikal wie in keinem anderen Schweizer Kanton wurden im Thurgau in den letzten Jahren die Namen von Landparzellen und kleinen Ansiedlungen von Standarddeutsch auf Mundart umgestellt. Die Thurgauer Nomenklatur-Kommission, bestehend aus dem Namensforscher Eugen Nyffenegger und einem Kantonsgeometer, verschweizerdeutschte rechtskräftig Tausende Toponyme: Wahrenberg wurde offiziell zu Woorebärg, Höhwilen zu Hääwiile, Westerfeld zu Wösterfäld. Je mehr aber auf Landkarten und Wegweisern stumme -n verschwanden, Vokale sich verdoppelten und -e zu -ä mutierten, desto größer wurde der Unmut über "unnötige Umstellungskosten". Das Hardcore-Schweizerdeutsch ist nicht nur schwer zu lesen. Es zerstört auch die von Topografen geforderte "eindeutige Objektidentifikation", weil nun trotz aller Arbeit nicht alle Bezeichnungen einheitlich sind: Auf der Landkarte steht Matzenrein, aber der Wegweiser zeigt Maazerooa; wer den Krankenwagen nach Holzmannshaus lotsen will, sollte Holpmishus sagen; den Campingplatz Leutswil findet das Navigationsgerät vielleicht in Lütschwiil; das Aussichtsrestaurant Thurberg liegt an der Thurbergstraße, aber auf dem Tuurbärg. Im vergangenen Sommer revoltierten die Thurgauer. Der Abgeordnete Thomas Merz-Abt reichte im Kantonsparlament eine maliziöse Anfrage ein. Als die Thurgauer Zeitung das "Leserbriefthema Nr. 1" aufgriff und eine "Notbremsung" forderte, damit man nicht "als kauziges Land mit exotischen Namen" dastehe, ruderten die Kantonsräte zurück. Für die letzten fünf noch nicht bearbeiteten Gemeinden wurde die Umbenennung gestoppt. Im Frühsommer dieses Jahres gab Regierungsrat Kaspar Schläpfer zu, man habe "übers Ziel hinausgeschossen" und "die Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche unterschätzt". Jetzt soll bis Mitte 2011 eine Arbeitsgruppe alle Ortsnamen überprüfen - und vor allem Siedlungen und bekannte Ausflugsziele wieder ins Schriftdeutsche "bereinigen". Nach Schätzung des Thurgauer Gemeindeverbands werden wohl zehn Prozent der Einschweizerungen rückgängig gemacht, also rund 1'700 Toponyme. Der Namenswirrwarr wird aber vorerst bleiben: Für die frisch gedruckte Landeskarte 2010 kommt die Kehrtwende zu spät. Bis zur nächsten Aktualisierung im Jahr 2016 wird sie Roopel verzeichnen, obwohl die Rentner dort schon längst wieder ganz amtlich in Rotbühl wohnen. (Transkription) |
![]() |
Radio DRS, 19. August 2010. Agassizhorn im Kanton Bern behält seinen Namen. Im Kanton Bern bleibt das Agassizhorn nach seinem Entdecker benannt - dem Wissenschafter und Rassentheoretiker Louis Agassiz. Die Gemeinden Grindelwald und Guttannen im Berner Oberland und Fieschertal im Wallis haben eine Bittschrift von 2'500 Personen aus aller Welt abgelehnt. Die Bittsteller hatten verlangt, dass das Agassizhorn umbenannt werde, weil sein Name an den Vordenker der Apartheid erinnere - der Politik der Rassentrennung unter der weissen Vorherrschaft in Südafrika. Louis Agassiz kam 1807 im freiburgischen Môtier zur Welt und wanderte später in die USA aus. Der Zoologe und Glaziologe machte sich mit Studien über die Eiszeit einen Namen - war aber eben auch Rassist. Bemerkung des Redaktors dieser Webseite vom 19. 8. 2010: Ich bedaure diesen Entscheid! Mehr über den Namen Agassizhorn. |
Tages Anzeiger ![]() Rechts vom Finsteraarhorn (Mitte), ist das Agassizhorn. Foto: Keystone. |
Das Agassizhorn bleibt nach einem Rassisten benannt. Tages Anzeiger vom 21. August 2010. Text: Simon Wälti.
|
Thurgauer Zeitung ![]() Die Einwohner von Bohl wehren sich gegen die Schreibweise "Bool". |
Thurgauer Karte "zweisprachig". Thurgauer Zeitung vom 6. September 2010. Von Christof Widmer. Auf der neuen Thurgauer Wanderkarte sind die Siedlungen sowohl in Mundart als auch in gewohnter Schreibweise verzeichnet. FRAUENFELD - Die neue Thurgauer Wanderkarte, die diesen Monat erscheint, wird für Sammler ein besonderes Stück sein. Die Siedlungen werden "zweisprachig" in Mundart- und in herkömmlicher Schreibweise verzeichnet sein. Für die Wanderkarte kommt die Kehrtwende bei der Festlegung der Orts- und Flurnamen nämlich zu spät. Erst in den nächsten Monaten wird im Thurgau bestimmt, wie die Siedlungen und wichtigsten geografischen Punkte offiziell heissen. Auf der aktuellen Schweizer Landeskarte sind sie in der umstrittenen Mundartschreibweise verzeichnet. Der Verlag Huber will mit den Doppelnamen verhindern, dass sich ortsunkundige Wanderer nicht mehr zurechtfinden. Denn die Mundartnamen auf der Landeskarte stimmen nicht überein mit den Namen auf Wegweisern und Ortsschildern. Die Schreibweise kann erheblich abweichen, so etwa Woorebärg statt Wahrenberg Äppeste statt Eppenstein. Die neue Wanderkarte ist eine Übergangslösung, bis feststeht, wie die Siedlungsnamen im Thurgau künftig heissen werden. Dann dürfte sie wieder "einsprachig" erscheinen. Namen in Vernehmlassung Erfreut auf den Entscheid des Verlags reagierte der Verein Thurgauer Wanderwege sowie der Leiter der kantonalen Arbeitsgruppe, die die Siedlungsnamen derzeit überprüft. So zeige der Entscheid des Kantons, die Schreibweise der Siedlungsnamen zu überprüfen, schon früh Wirkung, sagte Andreas Keller, Generalsekretär des Departements für Inneres und Volkwirtschaft. Seine Arbeitsgruppe überprüft die 1'200 Siedlungsnamen und etwa 50 bedeutende Flurnamen. Es ist davon auszugehen, dass die heute gültige, von der Bevölkerung aber nie akzeptierte Mundartschreibweise wieder rückgängig gemacht wird. Eine Liste mit den überarbeiteten Varianten soll im Oktober in die Vernehmlassung bei den Gemeinden gehen. (Transkription) |
Thurgauer Zeitung ![]() Der Wegweiser dürfte bald ersetzt werden müssen. Die Einwohner von Bohl wehren sich gegen die Schreibweise "Bool". Bild: Nana Do Carmo ![]() Gemeindeammann Ruedi Zbinden liess den Wegweiser noch am selben Tag umbeschriften! Ein Klick auf den Text oben "Bohl heisst nicht mehr Bool" zeigt die entsprechende Meldung in der Thurgauer Zeitung von Mittwoch, 8. September 2010. |
Das Aufräumen nach dem Namenstreit. Thurgauer Zeitung vom 6. September 2010. Von Christof Widmer. Noch diesen Herbst werden die umstrittenen Thurgauer Orts- und Flurnamen überarbeitet sein. Zu spät für die Thurgauer Wanderkarte. Sie schreibt zum Behelf die Orte doppelt an: in Mundart und in gewohnter Schreibweise. FRAUENFELD - Früher führte der Abzweiger an der Hauptstrasse zwischen Oberbussnang und Märwil nach "Bohl/Buch". Das rostige Schild wurde vor einigen Wochen ersetzt. Auf dem nigelnagelneuen Wegweiser steht nun "Bool/Buch". Die Einwohner des Weilers Bohl schütteln darüber den Kopf. Ihr Mann wohne schon seit 60 Jahren in Bohl und der Name sei schon immer mit einem "h" statt einem doppelten "o" geschrieben worden, sagt Ursula Wiederkehr. Sie hat kein Verständnis für die neue Schreibweise: "Das nervt uns." Kehrtwende beschlossen. Den neuen Wegweiser aufgestellt hat die Gemeinde Bussnang. Er sei bestellt worden, noch bevor die neue Marschrichtung bei den Siedlungsnamen klar gewesen sei, sagt Gemeindeammann Ruedi Zbinden. Im Mai hatte der Regierungsrat eine Kehrtwende bei der Schreibweise von Flur- und Siedlungsnamen beschlossen (Thurgauer Zeitung vom 29. Mai 2010). Sie waren bis vor Kurzem in einer extremen Mundartschreibweise erfasst worden. Neben umgangssprachlichen Namen wie etwa "Holpmishus" für "Holzmannshaus" wurden auch einzelne Laute anders als gewohnt abgebildet. So wurde aus "Bohl" "Bool". Nach einer Welle der Kritik erfasst der Kanton mittlerweile die Siedlungsnamen und die wichtigsten Flurnamen neu. Aller Wahrscheinlichkeit wird der heute noch offiziell unter "Bool" verzeichnete Weiler wieder "Bohl" heissen. Dann werde der neue Wegweiser ersetzt, verspricht Gemeindeammann Zbinden. Zu spät für Landeskarte. Im kantonalen Tiefbauamt gilt die Order, dass auf Wegweisern bis auf Weiteres keine Namensänderungen vorgenommen werden. Der Kanton fordert auch die Gemeinden auf, bei ihren eigenen Wegweisern darauf zu verzichten. "Änderungen müssten eventuell bald wieder rückgängig gemacht werden", sagt Andreas Keller, der Leiter der kantonalen Namen-Arbeitsgruppe. Das Aufräumen nach dem Namenstreit beschäftigt auch die Herausgeber von Landkarten. Die neue Auflage der Thurgauer Blätter der Landeskarte erscheint noch mit den ungeliebten Mundartnamen. Erst für die Auflage von 2016 kann das Bundesamt für Landestopografie die Thurgauer Kehrtwende berücksichtigen. Die Namen auf der Landeskarte werden also nicht mit den bald gültigen realen Namen übereinstimmen. Wanderkarte "zweisprachig". Das hat den Verleger der Thurgauer Wanderkarte vor Probleme gestellt. Die Karte ist vergriffen und muss dringend neu aufgelegt werden. Der Verlag Huber behilft sich, indem er eine "zweisprachige" Zwischenauflage herausgibt. Neben der Mundartschreibweise aus der Landeskarte steht der Name auch in der geläufigen Variante – also zum Beispiel "Roopel/Rotbühl". "Ortsunkundige sollen sich zurechtfinden können", sagt Verlagsleiter Hans-Rudolf Frey. Die Ende Monat erscheinende Wanderkarte dürfte zu einem speziellen Sammlerstück werden. Wanderer finden sich besser zurecht. Der Verein Thurgauer Wanderwege reagiert erfreut auf diesen Entscheid. Er hoffe, dass die doppelte Schreibweise dazu führt, dass sich die Wanderer besser zurechtfinden, sagt Geschäftsführer Stefan Birchler. Nicht betroffen vom Namensalat ist die letztes Jahr neu herausgekommene Thurgauer Schulkarte. Dort erscheinen die Namen in der gewohnten schriftsprachlichen Fassung. Das Amt für Volksschule habe bewusst auf die Mundartnamen verzichtet, sagt Amtschef Walter Berger. 1'200 Siedlungs- und 50 Flurnamen. Bis Oktober will die kantonale Namen-Arbeitsgruppe die Lokalnamen überarbeiten. Dann sollen sie den Gemeinden zur Begutachtung unterbreitet werden. Die Gemeinden werden zwei Listen erhalten. Die eine wird alle rund 1'200 Orts- und Siedlungsnamen enthalten. Die andere wird bedeutende Flurnamen enthalten, deren Schreibweise wieder rückgängig gemacht werden soll. Überprüft worden seien etwa 50 bedeutende Flurnamen, sagt Andreas Keller, Leiter der Arbeitsgruppe und Generalsekretär des Departements für Inneres und Volkswirtschaft. Darunter sind die bekannten Streitfälle wie Thurberg/Tuurbärg, Nollen/Nole, aber auch Wellenberg/Welebärg, Ottenberg/Ottebärg, Braunauer Berg/Bruunauer Bärg oder Grosse Allmend/Groossi Allmänd. Die Mundartschreibweise der übrigen gut 18'000 Flurnamen im Thurgau kann aus Kapazitätsgründen nicht mehr rückgängig gemacht werden. (Transkription) |
Thurgauer Zeitung |
Thurgauer Zeitung vom 1. November 2010. TITELSEITE Alte Flurnamen auf neuer Karte FRAUENFELD - Nach massivem Protest aus der Bevölkerung will die Regierung einen Teil der Lokal- und Flurnamen wieder ändern. Die neue Thurgauer Wanderkarte zeigt die alten deutschen Namen erstmals wieder. Auch die Arbeitsgruppe des Kantons ist einen Schritt weiter (tz) SEITE 9 Wanderkarte zeigt ganzen Namen-Salat. Von Christof Widmer. Wie die Thurgauer Siedlungs- und Flurnamen nach der Kehrtwende des Kantons im Namenstreit künftig geschrieben werden, ist auf der neuen Thurgauer Wanderkarte nachzulesen. Ein besonderes Stück hält in Händen, wer die neue Thurgauer Wanderkarte kauft, die seit Kurzem im Handel ist. Nicht nur Wanderer, die sehnlichst auf die Neuauflage der vergriffenen Karte gewartet haben, werden sich um sie reissen. Sie dürfte vor allem deshalb zu einem Sammlerstück werden, weil sie den Streit um die Orts- und Flurnamen widerspiegelt, der letztes Jahr im Thurgau hohe Wellen geworfen hatte. Die Karte verzeichnet die bedeutenderen Lokalnamen sowohl in der bisher offiziellen, aber kaum akzeptierten neuen Mundartschreibweise, als auch in der gewohnten schriftsprachlichen Variante. So steht in fettem Grün zum Beispiel "Nussbaumersee" neben "Nussbommersee" oder "Rotbühl" neben "Roopel". Sonst nur in Mundart Auf allen anderen neuen Landeskarten ist sonst nur die Mundart-Schreibweise zu lesen. Erst 2016 plant das Bundesamt für Landestopografie neue Kartenblätter, die die Kehrtwende des Kantons berücksichtigen werden. Bis nächstes Jahr wird im Thurgau die Schreibweise Hunderter bisher in Mundart festgelegten Siedlungsnamen sowie der wichtigsten Flurnamen überarbeitet und rückgängig gemacht. Die doppelte Beschriftung auf der Thurgauer Wanderkarte sei sinnvoll, heisst es beim Verein Thurgauer Wanderwege. "So ist gewährleistet, dass der Wanderer den Namen auf der Karte auch auf dem Wegweiser findet", sagt Geschäftsführer Stefan Birchler. Nur wenige Wegweiser wurden der Mundartschreibweise angepasst. Dass etwa mit "Taa" auf der Karte der Weiler Than gemeint sein könnte, dürfte für manchen Wanderer nicht klar sein. Die grünen Namen auf der "zweisprachigen" Thurgauer Wanderkarte dürften zudem die offizielle Rückänderung der Schreibweise der Lokalnamen durch den Kanton vorwegnehmen. Die Herausgeber der Karte haben mit der zuständigen kantonalen Arbeitsgruppe zusammengearbeitet. Gemeinden prüfen Namen Die Arbeitsgruppe hat inzwischen die Überprüfung der Lokalnamen abgeschlossen, bestätigt ihr Leiter Andreas Keller, Generalsekretär des Departements für Inneres und Volkswirtschaft. In diesen Tagen werde die Arbeitsgruppe die neuen Lokalnamen den Gemeinden zur Begutachtung zustellen. Die Gemeinden können bis Ende Januar Stellung nehmen. Grundlage der Arbeit war das kantonale Verzeichnis der Ortschaften und Siedlungen von 2005, das auch den grünen Namen auf der Wanderkarte Pate gestanden hat. Im Verzeichnis sind die Siedlungsnamen noch in gewohnter Schreibweise aufgeführt. Die bis dahin festgelegten neuen Mundartnamen wurden nur in Klammern angegeben. Flurnamen bleiben mundart Nach Angaben von Keller wird das von der Arbeitsgruppe überarbeitete Siedlungsverzeichnis umfangreicher sein als das alte. Neu werden alle Orte aufgenommen, wo Menschen wohnen. So gilt etwa der Thurberg (bisher offiziell "Tuurbärg") neu als Siedlungsname und nicht mehr als Flurname. Das hat zur Folge, dass nur noch 33 bedeutende Flurnamen geblieben sind, die überarbeitet werden mussten. Darunter fällt etwa die Grosse Allmend in Frauenfeld (bisher offiziell "Groossi Allmänd"). Die Wanderkarte zeigt aber auch, dass die allermeisten Flurnamen nicht mehr zurückgenommen werden können. Jene von untergeordneter Bedeutung werden ihre Mundartschreibweise behalten. Eine Auswahl Die Wanderkarte zeigt auf einen Blick, was dem Thurgau geblüht hätte, wenn der Kanton bei der Namenfestlegung keinen Rückzieher gemacht hätte. Bei Hunderten von Lokalnamen wird jetzt die offizielle Mundartschreibweise rückgängig gemacht. Eine Auswahl:
KOMMENTAR in der Thurgauer Zeitung von Hans Abegglen vom 01.11.2010. Kein Streich (Eugen [Eugen Nyffenegger] lässt grüssen) ist gross genug, dass nicht auch noch jemand damit gutes Geld verdienen könnte. Stolze 40 Franken soll man also für das edle Stück hinlegen, welches die "Rettung der Thurgauer Lokalnamen" dokumentieren will. Dass hunderte von Flurnamen endgültig verwüstet sind und dass der Neudruck der Landeskarten "verpasst" wurde, wird jetzt leider gerne vergessen. KOMMENTAR in der Thurgauer Zeitung von Markus Müller vom 04.11.2010. Leider lernen wir nirgends, unsere eigene Sprache zu schreiben. Gute Verständlichkeit für den Leser ist auch im geschriebenen Dialekt wichtig. Beispielsweise sollte aus Berg niemals "Bärg" werden, da es keine Form dieses Begriffs auf "A" gibt. Seit Jahrzehnten schreibe ich gerne in Mundart - achte allerdings bei der Schreibweise auf eine Sprachkultur, die den Wortstamm angemessen berücksichtigt. (Transkription) |
Thurgauer Zeitung |
Verzeichnis der Siedlungen wird komplettiert Thurgauer Zeitung vom 2. November 2010. Von Christof Widmer. Als Folge des Streits um die Schreibweise der Lokalnamen werden jetzt auch alle Weiler systematisch im Thurgauer Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis erfasst. Es wird doppelt so umfangreich wie das alte. FRAUENFELD - Wer durch das 2005 letztmals aktualisierte kantonale Verzeichnis der Thurgauer Orts- und Siedlungsnamen blättert, stellt fest, dass die Zahl der angegebenen Namen von Gemeinde zu Gemeinde stark schwankt. Auf Fischinger Gebiet etwa sind dort 112 Dörfer und Weiler verzeichnet, während unter der Gemeinde Wängi gar keine aufgeführt werden. Für den ganzen Kanton zusammengefasst sind 1'200 Ortschaften und Siedlungen im Verzeichnis eingetragen. Das unvollständige Verzeichnis wird nun komplettiert. Die Arbeit ist ein Nebenprodukt der Überprüfung der Thurgauer Orts- und Siedlungsnamen als Folge des Streits um die in den letzten Jahren eingeführte, aber nicht akzeptierte Mundartschreibweise. Die zuständige kantonale Arbeitsgruppe hat auch die Namen der kleineren Weiler systematisch erfasst. Die komplettierte Liste mit der künftig gültigen Schreibweise wurde soeben in die Vernehmlassung bei den Gemeinden gegeben (TZ vom 1. November 2010). Das neue Verzeichnis umfasse gegen 2'400 Namen, sagt Andreas Keller, Leiter der Arbeitsgruppe und Generalsekretär des Departements für Inneres und Volkswirtschaft. Bisherige Flurnamen geändert. Dieser Vorgang ist auch für den Streit um die Schreibweise der Flurnamen von Bedeutung. Aus Kapazitätsgründen will die Arbeitsgruppe nämlich nur Siedlungsnamen und die bedeutendsten Flurnamen wieder in die traditionelle schriftdeutsche Variante zurückändern. Tausende von Flurnamen mit nur lokaler Bedeutung werden ihre umstrittene Mundartschreibweise behalten. Mit der Komplettierung des Siedlungsverzeichnisses können aber 1'200 bisher als Flurnamen geführte Lokalnamen ebenfalls in die schriftsprachliche Variante zurückgeführt werden. Sonst will die Arbeitsgruppe nur noch bei 33 überregional bedeutenden Flurnamen die schriftsprachliche Schreibweise wieder einführen. Darunter fällt etwa der Rodenberg (bisher: Rodebärg) bei Schlattingen oder die Waldschenke (bisher: Waldschänggi) bei Romanshorn. (Transkription) Kommentar des Verfassers dieser Webseite vom 13. November 2010. Bereits im Januar 2007 wurde im Kapitel 10.3 dieser Webseite das erwähnte Siedlungsverzeichnis von 2005 analysiert:
|
Zurück an den Anfang der Seite |